Lanzarote

Lanzarote oder wie man aus der Not eine Tugend macht

Wir schreiben das Jahr 1 der Pandemie. Was machen wir nur? Aus der geplante Reise nach Namibia wurde ein Trip an die Ostsee - toll. Lübeck statt Windhoek, Scharbeutz statt Lüderitz. Wir müssen weg, einfach nur weg!


Die Kanaren stehen nicht weit oben auf unserer Liste, aber trotzdem haben wir einen Pauschalurlaub nach Lanzarote gebucht, woanders war ja alles zu. Pauschal wegen des Risikos. Doch auch diese Reise musste wegen der Lage storniert werden. Dann im Jahr 2 des Virus haben wir es aber geschafft, dem Winter für ein paar Tage zu entfliehen. 


Und siehe da, Lanzarote hat uns nach dem Vollausfall auf La Gomera wieder mit den Kanaren versöhnt. Und zwar so sehr, dass wir die Insel als Winterfluchtpunkt im Auge haben. Wir sind ja bekennende Wiederholungstäter.


Warum Lanzarote? Weil wir den Eindruck hatten, dass die Insel nicht von Bettenburgen dominiert wird. Hier haben die Vulkanausbrüche des 18. Jahrhunderts und vor allem der Künstler und Architekt Cesar Manrique mehr Spuren hinterlassen als die Bauunternehmer.

ATR42 in Naxos
Flying Dolphins

Die Städtchen und Orte

Wir haben uns nach Lektüre des "Müllers" Playa Blanca als Standort ausgesucht. Und dieses Mal in einem Hotel mit allem Zick und Zack. Wir wollten uns einfach mal pampern lassen. Das Örtchen an sich ist nett mit seiner Uferpromenade, aber auch fest in der Hand der Pauschalurlauber. Unser "Hipotel Natura Palace" haben wir bewusst gewählt, weil es außerhalb des Trubels liegt. Dort konnten wir abends noch entspannt am Meer spazieren.


Die anderen beiden Hotspots Puerto del Carmen und Costa Tequise haben wir nur aus dem Auto heraus begutachtet - Danke, nichts für uns. Auch wenn es hier dank Cesar Manrique keine Hochhäuser gibt, da wollen wir nicht abgemalt sein. Aber jedem Tierchen sein Pläsierchen.


Ansonsten sind die kleineren Örtchen wirklich nett herausgeputzt. Bausünden gibt es zumindest im Inselinneren gar nicht. Es macht den Eindruck, dass die Insulaner Wert darauf legen, ihre gewachsenen Strukturen zu erhalten. Auch wenn der Tourismus die Haupteinnahmequelle ist.


Tequise, die ehemalige Hauptstadt, ist ein richtig schönes Städtchen. Ein stimmiges Ensemble von gut erhaltener Kolonialarchitektur. Fühlt sich an wie Südamerika. Hier würden wir auch das nächste Mal auch absteigen. Und zwar im "Ico". Für die Cacher unter uns: dort gibt es einen tollen Multi, der per Bilderrätsel durch die Stadt führt und das Auge auf Details richtet!


Oder aber wir werden mal in El Golfo absteigen. Auch ein hübsches Örtchen. Ein ehemaliges Fischerdörfchen, das mittlerweile fast nur aus Restaurants besteht. Aber dank der Lage an der Küste recht malerisch mit schon fast kykladischem Charme.


Hier haben wir jedoch auch den miesesten Service seit langem erlebt. Sehr unfreundlich und lustlos wollte der Kellner keinen Tisch für nur einen Kaffee besetzen, weil sie in 2 Stunden reserviert seien.

Wir haben zwar unsere Heißgetränke bekommen, aber die französische Gruppe, die am Nachbartisch nur etwas trinken wollte, hat sich schnell verabschiedet. Französisch höflich, aber sehr deutlich. Dem Kellner war es egal, er war wohl zu satt.


Interessant ist, wie man für zwei Cappuccino auf einen Betrag von 3,21 € kommt. Kostet da einer 1,605 €? Haben die da halbe Cent? Den Namen des Lokals habe ich mir nicht gemerkt, es war mitten an der Promenade, direkt am Wasser. Wir hätten besser unseren "Müller" zu Rate gezogen.

Naxos Chora

Wandern, Wein und Vulkane

Die Insel ist gutes Wanderrevier, wir sind in den 10 Tagen knapp 80 km gelaufen. Im "Müller" sind schöne Wanderungen beschrieben.


Beeindruckend ist zum Beispiel die "Zwei Vulkane Wanderung". Hier sieht man, wie die Ausbrüche im 18. Jahrhundert die Landschaft verändert haben. So stellen wir uns Mordor vor, samt Schicksalsberg.


Bitte Vorsicht bei der "Umrundung der Caldera Blanca". Der Weg bis hin zum Gipfel des Vulkans ist prima zu laufen und sehr beeindruckend. Aber ab da würden wir das nächste Mal zurück laufen, statt die Umrundung fortzusetzen. Dann nach dem trigonometrischen Punkt, der die höchste Stelle der Wanderung markiert, verliert sich der Weg und wird sehr rutschig und teils steil. 

Wir hatten dazu noch diesiges Wetter mit leichtem Nieselregen - wir waren quasi in den Wolken unterwegs. Das macht das Geläuf ziemlich "slippery". Ich bin jedenfalls ein paar mal hingefallen und war verdammt froh, als ich wieder feste Wege erreicht habe.


Ein Besuch im Nationalpark muss sein. Sehr beeindruckend die Lavalandschaft und wie sich die Natur langsam in den letzten 300 Jahren dort wieder ausbreitet.


Cesar Manrique ist der große Sohn der Insel. Künstler und Architekt war er und hat wesentlich zum gepflegten und wirklich schönen Erscheinungsbild Lanzarotes beigetragen. Alle seine Kunst- und Bauwerke sind auf ihre spezielle Art sehenswert. Uns hat sein ehemaliges Wohnhaus am besten gefallen. Die 70er waren schon eine bunte und schräge Zeit :-)


Auch die Einwohner Lanzarotes haben aus der Not eine Tugend gemacht. Nach den verheerenden Ausbrüchen haben sie eine neue Art des Weinbaus entwickelt. Durch diese Methode und den besonderen Lavaboden wächst hier ein ausgezeichneter Malvasia.

In La Geria finden sich einige Weingüter. Unser Tipp hier ist die Bodegas Rubicon. Uns jedenfalls haben die dortigen Tröpfchen am besten geschmeckt. Der Kichererbseneintopf ist übrigens ebenfalls extrem lecker!


So einmalig ist die Methode aber nicht, wie es oft beschrieben wird. Ähnliches sieht man z.B. auf Santorini. Ist halt auch eine Vulkaninsel. Noch ein paar Worte zur Traube Malvasia. Die kommt ursprünglich aus Griechenland, genau aus Monemvasia - Malvasia ist eine Verballhornung von Monemvasia. Das ist eine wunderbare byzantinische Stadt auf der Peleponnes. Unbedingt einen Besuch wert, aber das gehört hier nicht hin. Bericht kommt...

Dromedare

Noch ein netter Abstecher für Tierfreunde. In der Nähe von Uga sind die Dromedare beheimatet, die jeden Tag Touristen am Rande des Nationalparks durch die Gegend tragen. Das finden wir zumindest zweifelhaft, aber sei´s drum.


Man kann jedenfalls zu den Ställen fahren und die freundlichen und zutraulichen Tiere herbeilocken und streicheln. Süß und nett, die Viecher - aber bitte nicht füttern!


Tja und zum Abschluss: Weihnachten und Sylvester am Meer hat was! Mit einem Neujahrsspaziergang bei 25°C am Meer entlang durfte 2022 gerne beginnen.


Ein paar optische Eindrücke

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