Folegandros

Folegandros - die schönste Chora der Kykladen?

Schon vor über 20 Jahren wollten wir nach Folegandros, doch andere Ziele kamen immer dazwischen.... 2022 haben wir es endlich geschafft!


Folegandros ist ein Felsen im Meer gekrönt von der vielleicht schönsten Chora der Ägäis. Ansonsten gibt es dort wenig zu erleben, außer Ruhe und Landschaft. Uns war es nur Recht.


Ein "Geheimtipp" ist die Insel nicht mehr. Weil Folegandros aber nicht so einfach zu erreichen ist, hält sich der Besucherandrang doch zumindest in der Nebensaison in Grenzen. 


Apropos "Geheimtipp": gibt es das überhaupt? Wenn etwas geheim ist, dann kennt es doch keiner, oder? Ähnlich sinnvoll wie "eine Tour zu unbekannten Stränden". Die ist dann sehr kurz, weil die Stränden ja keiner kennt.

Hin- und Herumkommen

Vor 20 Jahren war die Anreise noch kompliziert, weil man die Hauptrouten der Fähren wechseln musste. Das hieß, dass man u.U. über Piräus fahren musste, um die in Sichtweite liegende Insel zu erreichen. Was uns damals auch abgehalten hat.


Heute ist es unkompliziert, es gibt (fast) täglich Verbindungen in (fast) jede Richtung. Wir sind jedenfalls schnell und komfortabel mit dem "Seajet" von Milos rübergefahren. Und später nach Sifnos wieder weg.


Vor Ort braucht man keinerlei Mietwagen, Roller, Quad oder sonstiges. Die Busse fahren überall hin und das in einer ausreichenden Frequenz. Wenn es mal nicht passen sollte, ist ein Taxi auch schnell gerufen.


Wir nehmen sonst auch gerne ein Auto, aber diese kleine Insel ist voll, ja übervoll von Mietwagen. Und das bei zwei (sic!) Straßen. Eine von Karavostasi (Hafen) über die Chora nach Ano Meria und die andere als Abzweig zum Strand Angkali.


Wofür braucht man da ein Auto? Der ÖPNV funktioniert hervorragend: https://www.folegandrosbuses.gr/


DIE Chora schlechthin!

Auf Folegandros muss man einfach in der Chora wohnen! Jedenfalls, wenn man das erste Mal da ist. Denn die Chora ist ein einzigartiges Ensemble aus Weiß, Blau und Licht. Vielleicht die schönste Chora überhaupt? Das mag jeder für sich entscheiden - uns gefällt sie sehr!


Den Kern bildet das Kastro, die alte Burg. Und hier hatten wir uns auch einquartiert, nämlich im "Hotel Castro", knapp 600 Jahre alt und direkt am Kliff gelegen. Vom Balkon geht es 200 Meter nach unten. Roomtour hier auf YouTube.


Das "Hotel Castro" ist von der Lage her spektakulär - das kommt im Video auch rüber. Aber ansonsten halt ein griechisches Zimmer, Stand Ende 1990er. Sauber, aber etwas in die Jahre gekommen. Für den ersten Aufenthalt auf Folegandros sehr schön, beim nächsten Mal werden wir etwas anderes mit einem Hauch mehr Komfort buchen.


Wegen des steilen Abhangs waren wir dann doch erstaunt, als wir gesehen haben, wie einige Leute dort hochkletterten. War spannend zuzusehen.


Das Kastro besteht im Grunde aus zwei Gassen und den angrenzenden Häusern. Alle Häuser sind wehrhaft angelegt, bildeten sie doch die Burgmauer nach außen hin. Allein die Hauptgasse ist der ägäische Traum schlechthin. 


Um das Kastro herum gruppiert sich dann die Chora. Zwei Plätze, voll mit Kirchen und Tavernen, davon abgehend viele Gassen, Kirchen, Plätzchen, Winkel, Wege.


Eine Ecke netter als die andere. Wir sind jeden Tag und jeden Abend mehrfach durchgeschlendert und konnten immer neue Blickwinkel entdecken. Kurz: traumhaft! Allein das ist eine Reise wert.


Und natürlich muss man zur Panagia hochspazieren. Ein Tipp an die Instagrammer: dort ist es auch sehr schön, wenn gerade mal nicht die Sonne untergeht :-) Es knubbelt sich nämlich am Abend viel Volk da oben, weil jeder DAS Bild machen will. Es rannten sogar Leute mit Fotoausrüstung gegen Abend durch die Chora, um ja pünktlich oben bei der Kirche anzukommen. No Foto, no Video, no happen...

Karavostasi und Angkali

Neben der Chora und dem Bauernort Ano Meria (bedeutet "obere Orte") gibt es zwei nennenswerte Orte - beide sehr nett auf jeweils ihre Art: Karavostasi, der Hafenort und Angkali, der Strandort.


Karavostasi (übersetzt so in etwa "Schiffshaltestelle")  ist unaufgeregt, hier passiert nur was, wenn ein Schiff kommt. Ansonsten gibt es erstaunlich viele Hotels, die eher zurückgesetzt vom Wasser angesiedelt sind, und einen kleinen sauberen Strand. Der Bus bringt einen hin und weg, man kann gemütlich spazieren, Frappe trinken, und sich hochgradig entschleunigen!


Angkali ist auch nett; ein kleines überschaubares Dörfchen an einem kleinen Strand. Ein paar Übernachtungsmöglichkeiten, zwei, drei Cafés und gute Tavernen gibt es und sonst nur einen schönen Spazierweg zu zwei weiteren Buchten: Galifos und Agios Nikolaos.


Gerade die letzte Bucht ist sehr schön. Ja, es gibt sie noch, die Buchten mit vier Gebäuden. Davon eine Kirche, ein Schuppen und zwei Tavernen!


Hier haben wir ein paar Stunden in aller Ruhe verbracht. Bei etwas diesigem Wetter und rauer See konnten wir zwar nicht schwimmen gehen, aber erholsam war es allemal.


Nach Angkali kommt man aus der Chora mit dem Bus. In der Hochsaison fährt da der normale öffentliche Bus hin, in der Nebensaison der gleiche Bus, aber privat betrieben. Tickets gibt es in der Chora oder direkt im Bus.

Tavernen und Matsata

Auch das Essen hat uns positiv überrascht. Auch und gerade in der Chora. Trotz der Tavernen-Dichte ist die Qualität gut bis sehr gut. Und auch der Service! Wobei wir schon merkten und im Gespräch mit den Menschen bestätigt bekamen, dass es das Ende der Saison war (Ende September 2022) und die Leute einfach müde waren.


Kein Wunder: 6 Monate am Stück - nix Wochenende! - im Service arbeiten und dabei 10km täglich laufen! Trotzdem waren alle immer freundlich und unaufgeregt. Folegandros ist halt noch ruhig und hier kommen wirklich fast nur Besucher hin, die das auch zu schätzen wissen.


Zum Essen: probiert bitte "Matsata"! Das ist die lokale Nudelspezialität, eine Arte Tagliatelle. Serviert wird das mit viel Käse - auch lokal, aus Ziegenmilch, aber erstaunlich mild - und gerne auch mit Lamm oder Ziege. Sehr gut!


Eine speziell Taverne möchten wir nicht empfehlen, die sind alle gut. Wo man hingeht, sollte von der Tagesform und dem Appetit abhängen.


Ach ja, Nachtleben im Sinne von "Feiern bis zum Morgengrauen" gibt es nicht. Ein, zwei Cafés, in denen man den Tag ausklingen lassen kann, aber sehr wohl. Gut gefallen hat uns das "Aquarius": nette Leute, gute Musik und amtliche Getränke :-)


Genau, Frühstück: wir haben selten so gut gefrühstückt wie bei "I Pounta". Ein schöner Garten, der Kaffee sehr gut und das "Takos" (eine Mischung aus Toast und Dakos) ist ein Gedicht - unser Tipp!

Wandern - lang, heiß, schön

Folegandros ist ein prima Wanderziel, weil die Wege dort gut in Schuss gehalten werden und auch ausgeschildert sind. Man kommt überall mit dem Bus hin, was auch Streckenwanderungen ermöglicht. OK, das Wegenetz ist überschaubar, aber die Zahl der Urlaubstage ja leider auch...


Als wir dort waren, war es nun aber heiß, sehr heiß. So haben wir eine Wanderung, die von Ano Meria über die schöne Bucht Livadaki und Angkali in die Chora führen sollte, in Angkali mangels Motivation abgebrochen. Da kam uns nämlich ein  Taxi (bzw. das einzige Taxi der Insel) ohne Fahrgäste entgegen. Einmal Winken und die Wanderung in brütender Hitze war beendet.


Den ausgelassenen Teil des Weges sind wir dann später gegangen. Nämlich von der Chora runter nach Angkali und auf anderen Wegen an Windmühlen vorbei wieder hoch. Das waren zum Teil wirklich sehr schöne Monopatia (Eselswege), die top gepflegt durch schöne Landschaft an einer Kirche vorbei runter zum Meer führten. Sehr sehens- und begehenswert, unser Tipp für eine Wanderung auf Folegandros.


Bei einer dieser Wanderungen trafen wir nette Menschen aus Kanada, die aber eigentlich aus Hong Kong kamen. Nett unterhalten haben wir uns. Ein Herr aus der Gruppe lernte gerade Deutsch! Und später haben wir uns immer wieder mal auf Folegandros getroffen und gesehen. Überhaupt ist die Insel so übersichtlich, dass sich Besucher und Einheimische nach ein, zwei Tage kennen und grüßen.


Für uns war es im September 2022 einfach zu heiß für ausgedehnte Wanderungen. Und nicht nur deshalb werden wir wohl wieder nach Folegandros kommen müssen - dann aber wohl im Frühjahr!

Etwas zum Nachdenken: Wasser

Wasser - oder besser das fehlende Wasser - war und ist immer ein Thema auf so trockenen Inseln wie Folegandros. Über Jahrhunderte hinweg war Wasser knapp und so wurde auch damit umgegangen.


Es gibt das "Zero Drop Project" gesponsert von Coca-Cola. Liest sich zunächst gut: Wasser sparen und Wasser durch Entsalzungsanlagen gewinnen. Aber wie werden diese Anlagen betrieben? Mit Sonnen- oder Windkraft? Oder Diesel? Wir haben nichts gefunden.


Was wir aber gesehen haben, ist, dass unglaublich viele Hotels auf Folegandros einen Pool haben. Schaut euch mal die Chora aus der Luft an: überall blaue Rechtecke.


Muss das sein? Hat damit irgendwann mal ein Hotelier angefangen und alle anderen haben nachgezogen, weil sie Angst hatten ohne Pool bekomme sie keine Gäste mehr? Oder reisen hier nur Leute hin, die einen Pool für absolut überlebensnotwendig halten?


Wieviel kostbares Wasser wird hier verschwendet. Wenn jemand baden will, kann er doch ins Meer hüpfen. Und anschließend duschen. Reicht doch, oder?


Liebe Hoteliers, wie wäre es denn mal andersherum, aus der Not eine Tugend machen. Bewusst keinen Pool anbieten, weil das hier nicht hingehört! Wäre ein Öko-Alleinstellungsmerkmal.


Wenn ihr nach Folegandros reist, überlegt euch bitte gut, ob ihr ein Hotel mit oder ohne Pool wählt. Wir haben einen Pool jedenfalls nicht vermisst.

Folegandros macht rein optisch schon was her, gell?

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