Samothraki

Samothraki oder der Weg ist das Ziel

Wie kommt man auf Samothraki als Reiseziel? Samo - was? Was ist das denn bitte? Und wo ist das?


Also. Bei den Kunstinteressierten macht es sofort "Klick" - ah, die Nike von Samothraki aus dem Louvre! Genau, dort ist sie gefunden worden. Samothraki ist eine Insel ganz im Nordosten der Ägäis, kurz vor der Grenze zur Türkei. JWD - janz weit draußen, weit weg von allem. Und deshalb wohl auch ziemlich unbekannt.


Und genau das hat uns damals 2008 und 2009 gereizt. Griechenland pur ohne Massentourismus, das wollten wir erleben. Dazu kam, dass wir zu der Zeit "auf den Hund gekommen" waren und das Reisen mit dem Wohnmobil für uns entdeckt hatten.


Mittlerweile hat Samothraki eine Auszeichnung für nachhaltigen Tourismus bekommen und ist laut Wikipedia "eine beliebte Urlaubsregion für Anhänger der modernen Hippiekultur". Na dann. Da haben wir als 67 bzw. 68er ja alles richtig gemacht, gell?


Wer mehr erfahren will: die Bücher "vom Müller" (Thassos & Samothraki und Nord- und Mittelgriechenland) sind wie immer sehr empfehlenswert!


Samothraki hat eigentlich wenig bis nichts zu bieten und genau das ist das faszinierende. Etwas Kultur, viel Natur und noch viel mehr Ruhe waren genau das, was wir damals brauchten. Es gibt einen Berg, den "Fengari", ein paar Strände, die uns aber nicht so wichtig waren, ein, zwei tolle Schluchten mit Wasserfall und einen netten Ort. Afta. (Griechisch für "das ist es").


Für die Reise dahin - besonders mit dem Womo - braucht es nur eins: Zeit. Davon aber eine Menge. So etwa eine Woche hin und eine weitere zurück sollte man schon rechnen. Die Reise als solche war schon ein Erlebnis, darüber werden wir getrennt berichten. Hier geht die Geschichte ab Alexandroupoli los.


Akademie Athen

Alexandroupoli

ist ein sehr sympathisches Städtchen, eines der nettesten, die wir in Griechenland kennen. Angenehm zum Schlendern mit einer schönen Promenade am Meer und breiten Straßen mit Bürgersteigen (sic!). Nicht selbstverständlich in Griechenland, als Fußgänger hat man es manchmal schwer.


Das liegt wohl auch daran, dass die Stadt recht jung ist. Denn sie wurde erst 1871 gegründet - noch im Osmanischen Reich - und wurde später in diesen unruhigen Zeiten um 1920 herum nicht nach Alexander dem Großen benannt, sondern nach König Alexander I von Griechenland.


2008 und 2009 war das Städtchen sehr ruhig, sie lag halt mitten im Nichts. Es gab ein wenig Transitverkehr, ein paar Schiffe, sonst wenig.  An der Ausfahrt des Hafens gab es einen Wegweiser, der genau das widerspiegelte: geradeaus in Zentrum, links nach Thessaloniki, recht in die Türkei. Das wars.


Heute dagegen (2022) findet man Alexandroupoli in den aktuellen Schlagzeilen, weil der Hafen strategisch bedeutend ist, um die Ukraine zu erreichen. O Tempora, o mores.

Nichts aufregendes, keine Highlights, keine Instagram-Spots, aber einfach nett. Plant auf jeden Fall ein, zwei Nächte dort ein, wenn ihr in der Gegend seid.


Wir waren mit dem Womo auf dem städtischen Campingplatz, auch eine Seltenheit in Griechenland. Der Platz ist sehr empfehlenswert: sauber & gepflegt, direkt am Strand und die Stadt ist fußläufig erreichbar. Unser Tipp, wenn ihr mit Womo oder Wohnwagen oder Zelt unterwegs seid!

Frühstücksblick vom A for Athens

Auf zur Insel!

Im Hafen haben wir dann die Tickets nach Samothraki gekauft und los ging es auf die Insel. Nach knapp 2 Stunden kamen wir in Kamariotissa an, dem Hauptort von Samothraki.


Und weil die Insel so herrlich unaufgeregt ist und wir mit Hund unterwegs waren und daher keine großen Touren unternommen haben, gibt es hier auch nur ein paar Anekdoten.


In Kamariotissa waren wir Briefmarken kaufen. Die Älteren werden sich erinnern: Ansichtskarten auf Papier, nix WhatsApp oder Insta. Da wurden wir gefragt wo wir denn herkommen, was wir hier machen. Touristen waren halt selten dort, zumindest in der Nebensaison. Ob wir nicht hierher ziehen wollen, wurden wir oft gefragt. Das hilft der Insel, weil es dann mehr Zuschüsse aus Athen gibt. Hmmm, eigentlich eine gute Idee. Nur wie erkläre ich es meinem Arbeitgeber?


Nach ein paar Besuchen im Örtchen waren wir bekannt wie der berühmte bunte Hund: die Deutschen, die ein wenig griechisch sprechen und mit einem großen schwarzen Hund hier unterwegs sind.  Wer kauft schon als Tourist Zicklein beim lokalen Metzger? War sehr nett :-)


Und eines Abends haben wir eines unser besten Fotos gemacht: die Nike-Skupltur im Sonnenuntergang. Hängt jetzt groß bei uns im Wohnzimmer. Also das Bild, nicht die Skulptur.

Athen Ende Dezember

Campingplatz oder Wildnis?

Abgestellt haben wir uns die ganze Zeit auf einem Campingplatz. Mehr so eine Art Campingplatz, dem "Varades Municipal Camping". Ein parkähnliches Gelände war es damals, ohne feste Stellplätze, aber mit vielen Bäumen. Man stellt sich da hin, wo es einem gefällt.


Im August ist da wohl etwas Betrieb. Wir waren aber im Mai die einzigen Menschen dort. Das Tor war nicht besetzt und wir haben auch nichts bezahlen müssen. Es gab fließendes Wasser - nur kalt, sehr kalt - ein paar Freiluftduschen und Toiletten, die den Winter über gelitten hatten, aber gut zum Entsorgen der Campingtoilette (ohne Zusatz!) waren. Das ist "landestypisch": am letzten Öffnungstag wird alles stehen und liegen gelassen. Nichts winterfest gemacht oder so ein Unfug. Feierabend und weg.


Ansonsten nur Natur, Meer, Kieselstrand und viel, viel Ruhe. Der einzige Besuch war morgens und abends eine Ziegenherde, die durchs Gelände zog. Da mussten wir den Hund schnell ins Auto verfrachten.


Ach ja, und einmal zogen Wanderer aus Deutschland am Strand vorbei. Der Hund, der sonst eher wachsam war, hat das gar nicht mitbekommen. Er war so tiefenentspannt, das er alles verschlafen hat.


Die einzigen Lichter, die wir abends gesehen haben, waren der Mond, ein Fischerboot und unser kleines sorgsam bewachtes(!) Lagerfeuer am Strand. Sehr romantisch und erholsam, so stellen wir uns Womo-Reisen vor. Aber definitiv nichts für Leute, die Trubel suchen. Für uns war es damals schlicht traumhaft.


Wenn wir uns die aktuellen Bilder im Internet ansehen, scheint es mittlerweile auch so etwas wie eine Infrastruktur zu geben. Wir würden uns freuen, Berichte zu bekommen

Zentralmarkt Athen

Taxi!

Noch eine Geschichte: wir wollten mit dem Taxi vom Stellplatz ins Örtchen fahren, um Essen zu gehen. Also rufen wir ein Taxi per Handy.  Mit seinen begrenzten Griechischkenntnissen konnte er der Taxifahrerin auch erklären, wo sie uns abholen kann. Mal sehen, ob das klappt...


Siehe da, funktionierte. Pünktlich stand da das Taxi: eine hochglanzpolierte blaue E-Klasse. Klar, wenn ich Mercedes fahren will, rufe ich mir ein Taxi :-)

 

Auf der Fahrt nach Kamariotissa haben wir uns eine Zeitlang auf Griechisch und mit Händen und Füßen unterhalten. Bis die freundliche Dame dann im härtesten schwäbischen Dialekt sprach:


"Heiligs Bleche, sie spreche ja ein feins Griechisch. Isch hab zwanzich Jaar beim Daimler gschafft."


Klar, woher der Mercedes kommt. Oh je, dann lieber Griechisch, das verstehen wir besser :-)

Kariben-Heiligtum

Natürlich haben wir als Bildungsbürger auch die Fundstätte der Nike von Samothraki besucht - sehr sehenswert, besonders wenn man die Statue im Louvre kennt. 


Da wir mit dem Hund dort waren und die einzigen Besucher, fragten wir höflich, ob wir den Hund mit hereinbringen dürfen. 


Nein, auf gar keinen Fall. Kein Hund auf dem Gelände! Nie!


Nun gut, unsere Debbie hätte sich mit den vielen streunenden Hunden auf dem Gelände bestimmt gut vertragen... So mussten wir halt hintereinander rein. Schön wars trotzdem.

Strände & nette Bekanntschaften

Die schönen Strände haben wir auch besucht, es war aber viel zu kalt zum Baden. Wir haben auch überlegt, dort stehen zu bleiben, aber der Campingplatz war einfach zu schön. Im Hochsommer ist da bestimmt etwas Betrieb, aber immer noch kein Teutonengrill. Wir waren die einzigen Zweibeiner dort.


Auf den Touren rund um Samothraki haben wir auch ein mehrfach ein Paar aus Großbritannien mitgenommen, das per Segelboot in der Ägäis unterwegs war und deswegen die Insel per Pedes erkundete. Wir haben viel gelacht und viel gelernt über das Vereinigte Königreich, denn er kam aus England und sie aus Wales, da gibt es wohl deutliche kulturelle Unterscheide!

Wanderungen

Beeindruckend auch eine Wanderung (Spaziergang?) entlang des Flusses "Fonia". Das bedeutet "Mörder". Und wenn man die Steine dort sieht und sich vorstellt, wieviel Wasser im Winter dort die Schlucht herunter rauscht, weiß man auch warum.


Die Grigorakis Schlucht ist ebenso beeindruckend. Doch leider konnten wir wegen unseres älteren Hundes nicht so ausgedehnte Wanderungen unternehmen. 


Deshalb waren wir auch nicht auf dem höchsten Berg der Insel, auf dem "Fengari".

Anreise - nicht ganz trivial

Wenn euch der Bericht auf den Geschmack gebracht habt und ihr auch nach Samothraki wollt:


Mit dem Womo (oder PKW) und viel Zeit: Fähre von Venedig oder Ancona nach Igoumenitsa (auch sehr nett, Bericht kommt...) und dann quer durch Griechenland auf der Egnatia Odos. Das ist die moderne Autobahn, die Nordgriechenland in Ost-West-Richtung durchquert.


Und wenn man nicht irgendwo hängen bleibt, weil es überall so schön ist, erreicht man Alexandroupoli nach 6-12 Stunden reiner Fahrzeit. 

Also besser irgendwo zwischendrin übernachten. Z.B. in Vergina (Bericht folgt...). Wir haben wie gesagt eine Woche gebraucht.


Oder aber Flug nach Thessaloniki oder Kavala und dann mit dem Mietwagen.


Es soll auch mit dem Bus (KTEL) oder der Bahn gehen, aber darüber können wir nicht berichten. Ist sicherlich auch ein interessantes Erlebnis :-)


Samothraki in Bildern

Share by: