Milos

Milos - die irgendwie untypische Kykladeninsel

Milos lebt nicht nur vom Tourismus, sondern maßgeblich vom Bergbau! Genau das macht es hier so interessant und nett. 


Natürlich sind hier auch viele Besucher unterwegs und die Infrastruktur ist sehr gut. Aber deutlicher als in manchen anderen Orten schwingt hier noch das Griechenland durch, weswegen wir so gerne hier sind. Nein, nicht das "ursprüngliche" oder "authentische", das ist Quatsch. Auch ein Industriegebiet in Athen ist authentisch, aber nicht unbedingt sehenswert.



Aber die Freundlichkeit, die Offenheit, die Lockerheit der Menschen auf Milos ist hier gefühlt anders und irgendwie ausgeprägter. Ja, hier fühlen wir uns wohl, definitiv.

Anreise & Fortbewegung

Wir sind wie so gerne mit dem Flieger mit Aegean  Airlines von Düsseldorf über Athen angereist. Es beruhigt schon, wenn man beim Einsteigen in die ATR42 sehen kann, wie der eigene Koffer verladen wird - da geht dann nichts mehr schief :-)


In Düsseldorf hatten wir da so unsere Bedenken, denn dort war es weder organisiert noch entspannt. Ganz im Gegensatz zu Athen! O Zeiten, oh Wunder - früher war es eher andersherum.


Am Flughafen stand dann ein kleiner Mietwagen für uns bereit. Auch hier wieder wie früher: locker, sehr entspannt.


Kein hektisches Herumgerenne, ob irgendwo ein Kratzer im Lack ist. Nein, nichts davon. Da stand das Auto, ein Schild mit unserem Namen im Fenster und der Schlüssel steckt im Schloss. Wie abgesprochen. Dazu ein netter Brief: kommt doch bitte morgen ins Büro, dann machen wir den Papierkram. Das Auto war vollkommen OK, nicht das neueste Modell, aber zuverlässig und technisch in Ordnung.


Ganz wichtig: unser Vermieter (Happy Ride, Katerina spricht Deutsch) erlaubt ganz ausdrücklich, dass man Schotterpisten befahren darf. Natürlich mit Sinn und Verstand.

Denn viele Straßen auf Milos, und ganz besonders die zu den interessanten Orten, sind nicht asphaltiert.

Standort Adamas

Wir haben uns für Adamas, den Hafenort, als Standort entschieden. Wir mögen solche Orte sehr gerne, Abends an der Mole spazieren, herrlich!


Sehr glücklich waren wir mit unser Wahl des Zimmers bei "Studio Helios". Das war mit das schönste Studio, das wir in Griechenland hatten. Tolle Lage, fußläufig zu allem, sehr schön und geschmackvoll eingerichtet und solch nette Gastleute - ein Traum!


Eine Roomtour gibt es auf unserem Youtube-Kanal.


Adamas selbst ist ein nettes Hafenstädtchen, schön zum Bummeln und Flanieren, mit wirklich griechischem Flair. Ein Beispiel:

Eines Abends in der Taverne "Marina" war der Rentner-Verein von Milos zu Besuch. Überall ältere Damen, die genüsslich ihre Souvlakia knabberten und dabei einen Riesenspaß hatten. Anschließend wurden sie mit dem Gemeindebus nach Hause gefahren. Eine tolle Stimmung, unvergesslich.


Uns gefällt es auch, den Schiffen zuzusehen und Jachten zu bestaunen. Das beeindruckendste Schiffchen, das wir in Adamas gesehen haben, war die "Christina O.", die dort vor Anker lag. 

Sucht mal danach: 450T€ die Woche Stand 2022! Ich denke mal, das ist dann hoffentlich mit Frühstück.


Die lag etwas weiter draußen als die "Mariu". Die ist einfach nur billig, mit 225T€ die Woche.

Syrma, was ist denn ein Syrma?

Ein Syrma ist ein für Milos typisches Fischerhaus: unten das Boot, oben wird gewohnt. Und meist sehr bunt gehalten, sehenswert bunt!


Auf Milos gibt es viele Orte, bei denen die Syrmata (Plural von Syrma) ein malerisches Ensemble bilden. Der beliebteste Ort ist sicherlich Klima. Uns haben aber Firopotamos und Mandrakia noch besser gefallen.


Diese Häuser kann man auch mieten, aber wir denken, dass das je nach Wetter eine klamme und feuchte Angelegenheit werden kann.


Außerdem wird man dann auch von den Besuchern bestaunt (wie von uns zum Beispiel) - hätte was von Käfig im Zoo. Aber jedem Tierchen sein Pläsierchen.


Auf jeden Fall unser Tipp: diese Fischerörtchen besuchen und die Farben genießen!

Plaka, Kastro, Katakomben und die "Venus"

Um das mal klarzustellen: es ist die "Aphrodite von Milos", nicht die "Venus von Milo". Da ist vor langer Zeit mächtig was schiefgelaufen. Lieber Louvre: bitte ändern!


Wir haben es jetzt jedenfalls komplett: die Nike von Samothraki gesehen und Samothraki besucht, die Aphrodite von Milos gesehen und Milos besucht.


OK, der Fundort der Aphrodite an sich ist nicht spektakulär, anders als das Heiligtum auf Samothraki. Aber das Theater nebenan und besonders die frühchristlichen Katakomben sind mehr als sehenswert.


Und dann weiter nach Plaka, dem Hauptort, der hier mal nicht Chora heißt wie sonst auf den Inseln. Ein malerisches und herrlich verwirrendes Gewirr aus kleinen Gassen. Und fabelhaftes Kataifi und Portokalopita (Orangenkuchen) gibt es im Kaffee "Palaios"! Allein der Anblick kann zum Zuckerschock führen. Ist aber nicht nur süß, sondern auch lecker.


Ein Spaziergang rauf zum Kastro muss danach sein, kann aber schweißtreibend sein. Die Aussicht ist grandios. Viele kommen hier nur zum Sonnenuntergang rauf, aber uns erschließt sich nicht, was daran so toll sein soll, wenn wieder ein Tag vorbei ist. OK, wer´s mag.

Rundfahrt

Schön fanden wir auch eine Rundfahrt durch den Westen der Insel, rund um den höchsten Berg Milos, vorbei am Kloster Agios Ioannis. Herrliche Natur und tolle Aussichten. Aber bitte langsam und vorsichtig fahren, hier ist alles Schotterpiste! Und aufgepasst: wenn euer Vermieter das nicht erlaubt, kann es teuer werden.


Eine sehr schöne und empfehlenswerte Wanderung (Spaziergang?) führt hier auch von der Piste zur Bucht namens "Kleftiko" - dazu siehe unten.


Milos ist eine Bergbauinsel, also haben wir uns soweit es ging auch mal die Geologie und die Industriekultur angesehen. Wusstet ihr, dass es im Nordosten Milos eines der größten Abbaugebiete für Katzenstreu gibt? Kein Witz - tatsächlich wird dort Bentonit im Tagebau gewonnen, was u.a. in Katzenstreu benutzt wird. OK, wir Rheinländer sind andere Tagebaudimensionen gewöhnt, aber sehenswert allemal.


Vorsicht beim Fahren, weil die LKW überall unterwegs sind. Und die haben es eilig, die sind nicht zum Spaß da. Die langsamen Touri-Mietwagen gehen denen nur von der Zeit ab. Im Zweifel lieber rechts ranfahren und die großen Jungs vorbei lassen.


Die Buchten und Strände an der Südküste sind schon sehr malerisch, auch und besonders was die Farben der Felsen und Klippen angeht. 

Aber wo Licht ist, ist auch Schatten: Die Buchten sind teils in hochpreisiger Pauschalhand - im Gegensatz zum Rest der Insel. Nicht unser Ding, aber wem´s gefällt. Gefallen tat es wohl im Jahr 2022 besonders Amerikanern, was beim dem Kurs Dollar zu Euro nicht verwundert.


Und Firiplaka ist "Mietwagenfahrers Paradies". Ja, wir waren auch mit dem Mietwagen dort. Aber muss man alles restlos zuparken und seinen Müll da lassen?

Nicht nur eitel Sonnenschein:

Kleftiko, Sarakiniko & Badeboote

Unser Eindruck ist, dass die meisten Besucher nach Milos kommen, um genau das zu machen: mit dem Badeboot nach Kleftiko und Sarakiniko, um da Insta-Fotos zu machen und lautstark zu feiern.


Was ist das denn - Kleftiko und Sarakiniko? Das sind wunderschöne und einmalige weiße Felsformationen, die malerisch im Meer enden.

Wir sind nach Kelftiko gewandert, toller Weg, gut zu laufen, schöne Landschaften und in der Bucht dann der Schreck. Jede Menge Badeboote, die ihre Fracht (Besucher) abladen, abfüllen, abfüttern und mit lauter Bumm-Bumm-Musik beschallen.


Unser Vermieter erzählte, dass es in den 90er Jahren zwei Boote gab, die das machten. Eins davon war seins. Zwei oder zwanzig Boote ist aber ein Unterschied. Na ja, jeder will halt ein Stück vom Kuchen und viele Menschen möchten dort hin. Angebot & Nachfrage...


In Sarakiniko standen dann die üblichen Insta-Damen Schlange:

wehendes Haar...

wehendes Kleid...

ach wie schön ist das hier...

und wie schön bin ich erstmal...

und ich habe das alles hier für mich alleine...

und ich hoffe, dass ihr alle grün vor Neid werdet!


Endlich fertig? Weg da, hau ab, es warten noch hundert weitere Damen, die die gleichen Fotos wollen.


Etwas überspitzt geschrieben, aber so haben wir es empfunden. Draußen liegen ein paar Millionen-Euro-Jachten und etliche Badeboote, die ihre Fracht abladen (s.o.). Die Landschaft ist einmalig, der Besucherandrang auch. Keine Ahnung, wie man das ändern kann, Tageskontingente vielleicht?


Und wir waren Ende September da - was mag da erst im Juni, Juli, August los sein? Unsere Bilder sind noch geschönt. Der Eine mag das paradiesisch finden, uns gefällt was anderes.


Ein paar Worte zu den Badebooten allgemein in dieser Gegend. Dort lebt die vom Aussterben bedrohte Mönchsrobbe. Und die Badeboote machen denen das Leben nicht gerade leichter. Sagen wir es mal so: wenn die Badeboote noch etwas länger so weiter machen, haben die Robben keine Problem mehr, weil es sie dann nicht mehr geben wird. Wollen wir das? Mag jeder für sich entscheiden, ob er so eine Bootstour machen möchte.


Klingt alles vielleicht ein wenig zu negativ? Mag sein, aber es sind nur diese wenigen Spots, die uns in der Form aufgefallen sind. Der größte Teil der Insel ist einfach schön, entspannt und liebenswert. 


Und deshalb werden wir auch sicher wieder nach Milos reisen!

Ein wenig Milos in Bildern

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