Amorgos

Amorgos

Ruhe. Wandern. Und eines der eindrucksvollsten Klöster, die wir kennen. Amorgos ist ein Felsen im Meer. Besonders wenn man von Naxos kommt, erkennt man die Kargheit dieser Insel so richtig. Allein der Blick vom Kloster Panagia Hozoviotissa auf die tiefblaue Ägäis ist schon die Reise wert.


Der Tourismus ist hier sehr entspannt, jedenfalls im Vergleich zu anderen Inseln. Dennoch gibt es zumindest in der Nebensaison immer genug Zimmer. Wer aber Partys und Beachlive sucht, ist hier klar auf der falschen Insel. Das wird hoffentlich auch noch so bleiben. Wir waren von 2005 bis 2021 einige Male hier - es hat sich kaum etwas verändert. Klar, es gibt ein paar Neubauten und mehr Tavernen, aber alles ist überschaubar und einfach gemütlich geblieben. Manchmal tummeln sich heute ein paar Instagrammer bei den Hot Spots - aber wo ist das nicht der Fall?


Drei nennenswerte Orte gibt es: Egiali im Norden, die Chora in der Inselmitte und Katapola als zweite Hafenstadt. Katapola und Egiali werden von den Fähren anfahren. Egiali ist am ehesten der Ort auf Amorgos, an dem man einen Strandtag verbringen kann. Uns gefällt Katapola besser. Am Hafen ist immer was los, man kann flanieren ("Volta" auf griechisch), Leute sehen, gemütlich im Cafe sitzen - kurz, das Leben genießen.


Wer mag, kann sich ja den Film "The Big Blue - Im Rausch der Tiefe" von Luc Besson ansehen. Der wurde zu großen Teilen auf Amorgos gedreht. Manchmal kann man etwas vom Flair der Insel erheischen. In einem Cafe in Katapola wird der Streifen jeden Abend gezeigt. Aber Vorsicht, der Film stammt aus den 80ern, kann in den Augen brennen!

Flying Dolphins
ATR42 in Naxos

Anreise

Amorgos hat keinen Flughafen, also kommt man nur per Fähre hin. Die Verbindungen kann man auf GTP zuverlässig prüfen. Der beste Startpunkt Startpunkt ist Naxos, weil von hier die Hauptverbindungen ausgehen.


Kult ist die "Express Skopelitis", eine Fähre die regelmäßig rund um Naxos kreist und die Inseln anläuft. Sie ist quasi die Verbindung zur Außenwelt für Amorgos und die kleinen Kykladen. Sollte man unbedingt mal mit gefahren sein, obwohl sie länger unterwegs ist als die Großfähren!


Ganz besonders für die Rückfahrt gilt, die Tickets bitte früh genug zu kaufen, so ca. 2, 3 Tage im voraus. Speziell am Wochenende kann es sonst eng werden. Tickets gibt es in jedem Hafen in mehreren Läden.


Vor vielen Jahren haben wir mal in Katapola eine Demo erlebt. Die Menschen forderten bessere Fährverbindungen. Das hat wohl Früchte getragen, denn 2021 war es deutlich besser als so um 2005.

Naxos Chora
Naxos Maragas

Übernachten

Ta panta rhei - alles fließt. Bei unserer ersten Kykladenreise lauerten noch die Zimmervermieter am Hafen und fingen die Reisenden an der Fähre ab. Oh, das war nicht einfach, den Fängen der Schlepper zu entkommen. Das Verlassen der Fähre erinnerte an die Landung in der Normandie - nur schnell das rettende Ufer erreichen.


Hat aber manchmal auch schöne Begegnungen zur Folge gehabt. So in Naxos, als uns eine junge Frau wirklich extrem genervt hat mit ihren "Rooms! Rooms!"-Rufen, das war schon sehr aufdringlich.

Nach zwei, drei deutlichen und nicht druckfähigen Worten in griechisch meinerseits war plötzlich alles OK. Wir unterhielten uns nett, tranken einen Frappé zu dritt und obwohl wir nicht bei ihr abstiegen, hat sie uns in die Chora begleitet.


Die Lage hat sich ein paar Jahr später besser gestaltet. Denn die griechische Regierung hat diese Praktiken schlicht verboten, damit ältere Menschen auch eine Chance haben, ihre Zimmer zu vermieten. Und das funktioniert!  Mittlerweile stehen die Vermieter am Kai Spalier und zeigen ihre Fototafeln hoch - sprechen aber keinen Ankommenden aktiv an. So kann man in Ruhe sein Zimmer wählen, ohne bedrängt zu werden.


Noch anders ist es mittlerweile durch das Internet. Jeder, wirklich jeder Vermieter hat seine Zimmer im Netz angeboten. Und alle regieren auf Anfragen, was um 2005 auch nicht immer der Fall war. So buchen wir mittlerweile auch viel vor, damit wir wirklich unser Traumzimmer bekommen.


Wie zum Beispiel dieses hier: Pension Amorgos. Unser Tipp für Katapola. Mitten im Geschehen, somit nicht unbedingt ruhig. Aber die Zimmer sind sehr schön und modern, haben gute Bäder und sind sehr sauber. Wenn verfügbar, dann nehmt eines der Zimmer im obersten Stock, weil die eine Terrasse haben. Perfekt für den Apero.


Eine ältere und sehr, sehr nette und freundliche Dame (spricht auch englisch) sorgt für alles und ist immer ansprechbar. Wichtig: die Bezahlung dort nur Cash. Ein Schelm, wer dabei Böses und ans Finanzamt denkt.


Was tun?


Leben. Leute treffen. Wandern. Entschleunigen... Ein paar Unternehmungen, die wir auf Amorgos so mögen.

Anixis Chora Naxos

Kloster Panagia Hozoviotissa


DIE Sehenswürdigkeit ist das Kloster Panagia Hozoviotissa. Mir fehlen die Worte, um das zu beschreiben. 


Hier merken wir auch den Lauf der Zeit. Bei unserem ersten Besuch 2005 waren wir die einzigen Gäste. Ein Mönch führte uns herum und zeigte uns das Kloster voller Stolz. Wir haben uns mit dem Mönch nett und ohne Zeitdruck unterhalten.


2021 war alles durchorganisiert wegen der vielen Besucher. Mönche trifft man nicht mehr, statt dessen führen Angestellte durch das Bauwerk. Es ist aber immer noch kein echter Trubel, also keine Sorge. 


Am besten fährt man mit dem Bus dorthin, dann bekommt man noch ein Panorama bei der Fahrt von Katapola gratis mitgeliefert. Fahrpläne siehe hier. Oder aber nur bis zur Chora fahren und sich dann das Kloster erwandern. Hat auch seinen Reiz.


Wichtig: bitte kleidet euch angemessen, das ist ein Kloster! Die Mädels keine Hot Pants und Tank Tops, die Jungs lange Hosen. Frauen müssen einen Rock trage, auch die, die eien lange Hose anhaben. Dann kommt der Rock halt über die Hose.


Am Eingang liegen Leihröcke aus, aber ich würde mir die nicht um den Leib wickeln. Also einen Rock mit einpacken. Bei den Jungs wird nicht so streng auf lange Hosen geachtet. Wir finden es aber unhöflich und respektlos, dort mit Shorts einzutreten. Wir gehen ja auch nicht in Badekleidung in den Kölner Dom.


Tipp: mit dem ersten Bus ankommen oder den letzten Bus retour nehmen. Zu Tagesrandzeiten ist deutlich weniger Betrieb.


Chora


Die Chora ist ein Schmuckstück, ein Traum in weiß! Kykladen in Reinkultur. Blendend weiße Häuser stapeln sich übereinander. An jeder Ecke findet man über eine Kapelle, an lauschigen Plätzen gibt es sehr gute Cafes.


Gekrönt wird das von einer mittelalterlichen Burg. Von der ist zwar nicht viel erhalten, aber der Blick von dort oben ist atemberaubend.

Einfach planlos durch die Gassen schlendern und Erinnerungen sammeln.


Sorgt für genug freien Speicherplatz auf eurer Kamera. An jeder Ecke gibt es Motive, die sorgen schnell für volle SD-Karten :-) Wir machen mittlerweile auf unseren Reisen weniger Bilder und speichern die Erinnerungen im Kopf.


Schön ist es auch, mit dem Bus zur Chora zu fahren und zurück nach Katapola zu laufen. Das ist ein recht einfacher Spaziergang auf guten Wegen. Schließlich ist das der alte Verbindungsweg zwischen den Orten.

Wandern und die Insel erkunden


Vorab: Schatten gibt es hier wenig, daher für Sonnenschutz sorgen. Und viel Wasser mitnehmen. 2-3 Liter pro Person sollten es schon sein. Dafür spart man ja den Regenschutz.


2005 war das Finden des richtigen Weges teils nicht trivial, weil es keine Beschilderung oder Kennzeichnung gab. Das hat sich komplett geändert. Die Leute haben erkannt, dass Wandertouristen gutes Geld in die Kassen spülen und deshalb für die Infrastruktur gesorgt. Alles ist ausgeschildert und markiert, damit einfach zu finden. Ganz besonders natürlich heute mittels GPS.


Die meistgelaufene Tour ist sicherlich die Inselquerung vom Kloster Hozoviotissa nach Egiali. Oder für ganz Harte von Katapola erst zur Chora hoch, dann zum Kloster runter und dann nach Egiali. Der Beginn ist sehr eindrucksvoll, unterwegs tolle Blicke über die Insel und die Ägäis. Nach knapp einem Drittel der Wanderung kommt man zur einzigen Einkehrmöglichkeit - jedenfalls wenn man Glück hat.


"To Steki tou Machera". Hier kocht eine nette Dame hervorragendes Essen. Abends fahren die Insulaner gerne her und lassen es sich gut gehen. Und wenn vom Abend noch etwas übrig ist, dann bekommen die Wanderer auch etwas zum Mittag. Köstlich die geschmorte Ziege!


Dann kommt das verlassene Dorf "Asfondilitis". Wann und warum die Siedlung aufgegeben wurde? Keine Ahnung. Der Weg führt dort an Ritzzeichnungen im Felsen vorbei. Zitat aus einem dort platzierten Geocache:

"Es heißt, dass die Schnitzereien auf den Steinen auf den Beginn des letzten Jahrhunderts zurückgehen und von einem jungen Künstler geschaffen wurden, der angeblich eine Art Behinderung hatte. Vielleicht war er ein weiteres verkanntes Talent. Die Motive scheinen sich um Familie, Musik und soziale Systeme zu drehen. 

Zwischen diesen Themen findet man auch einige Zahlen und griechische Buchstaben ohne offensichtliche Bedeutung. 

Alles in allem sind diese Schnitzereien eines der ungelösten Rätsel der Insel und einen Blick wert." 


Hinter Asfondilitis wird es recht karg. Dazu teils schwieriges Geläuf über Felsrillen. Spätestens der Abstieg nach Egiali zieht sich, wenn man das Ziel schon zum Greifen nach wähnt. Die letzte Stunde geht es nur bergab. Wer das erst Mal auf Amorgos ist, sollte es definitiv machen. Aber vielleicht umgekehrt, das würde vom Verlauf her schöner sein. Aber dann muss man auf die Uhr schauen "wann geht der letzte Bus vom Kloster nach Katapola?" und hat die Sonne im Gesicht.


Eine sehr schöne Wanderung ist die Route von Katapola am Stausee (meist leer) vorbei hoch zum Kloster Agios Giorgos Valsamitis. Zurück dann an den Kirchen Agia Marina und Stavros runter nach Katapola. Hoch ist es teils ziemlich steil und schweißtreibend, zurück führt der Weg dafür durch eher grüne Landschaft.


Die hübschen Orte Langada und Tholaria lassen sich prima auf einer Rundwanderung beginnend in Egiali erkunden. Die Tour ist auch nicht ganz ohne, dafür gibt es aber viele Erfrischungsmöglichkeiten.

Zu Beispiel in Langada im Moschoudaki Cafe. Das Fava dort ist ein Gedicht!


Ansonsten leihen wir uns dort gerne vor Ort für ein, zwei Tage ein Auto und fahren herum. Besser Auto als Roller, die kleinen Fuffziger haben bei den Steigungen schon arg zu kämpfen. Wer nicht Fahren möchte, der nimmt den Bus. Die Verbindungen sind sehr gut und hier einzusehen.

Das leibliche Wohl


Ein paar Lokale, die uns auf Amorgos gefallen haben und wo es uns geschmeckt hat. Die Tavernen in Katapola tun sich alle nicht viel. Hier gibt es keine kulinarischen Höhenflüge. Deftiges Essen, viel Gemüse und Salat und natürlich - obwohl vollkommen ungriechisch - Fleisch bis zum Abwinken. Authentische griechische Küche besteht aus Gemüse und Olivenöl. Viel Olivenöl. Für Ungeübte zu viel. Fleisch war früher viel zu teuer und gab es nur an Festtagen.


Schminkt euch ab, dass der Fisch dort frisch sei. Die Ägäis ist leergefischt. Die paar Tierchen, die noch rausgeholt werden, machen keinen Touristen satt, die dienen nur der Ensemblewirkung. Sieht ja auch nett aus, so ein Fischerboot im Hafen. Was in den Tavernen an Fisch auf den Tisch kommt ist bestenfalls eingeflogen, meist aber TK-Ware. Das muss nicht schlecht sein, wenn die Zubereitung passt.


Ausnahme ist Oktopus bzw. Tintenfisch als vollständiges Tier, also die Viecher mit den langen saugnapfbewerten Fangarmen. Die sind tatsächlich meist vor Ort gefangen worden, weil es die oft genug gibt. Wenn ihr dann seht, dass jemand die Tiere stundenlang auf einen Stein schmettert, dann seid ihr richtig. Durch diese Behandlung wird der Tintenfisch erst zart. Abends dann frisch gegrillt zum Ouzo und wir sind im Himmel!


Amorgos hat eine besondere Spezialität zu bieten: der hier angebaute Wein ist einmalig. Einheimische Reben, die es sonst in Europa nicht gibt, und das spezielle Klima ergeben einen besonderen Rebensaft. Der ist vielleicht für europäische Gaumen ungewohnt, aber sehr aromatisch. Die Kellerei Amorgion verkauft z.B. in Katapola direkt an der Hafenmole.


Hier unsere Tipps:


Captan Dimos in Katapola. Lecker, ein wenig anders als die üblichen Tavernen und ein sehr freundlicher Service. Was einem der hier berichtenden Personen gut gefallen hat, ist die Bierauswahl und die Diskussionen über Bier, die mit einer Servicekraft geführt wurden. 

Für die Kenner: "Eza" - probieren! 


Wer zu einer Grillbude will: O Biktopae. Amtliche Portionen guter Qualität. Und nette Menschen. Ich habe den Sohn des Hauses gefragt, ob sie denn Tsipouro hätten. Tsipouro ist der Nationalschnaps Griechenland, nicht etwa Ouzo. Nein. Also ja. Also nicht offiziell. Ist schwarzgebrannt aus Albanien, wo die Wirtsleute herkommen. Ob ich dennoch einen möchte? Her damit! Feines Zeug, da kann mancher Grappa was von lernen!


Die Akri ouzo Taverna liegt am Ende der Mole. Freundlicher Service, gutes Essen, nette Atmosphäre - Griechenland halt!


Zum Frühstück können wir das Aigaion Cafe empfehlen. Vom einfachen Toast bis zur vollständigen Mahlzeit mit Brot, Ei, Joghurt und Früchten ist alles lecker und frisch. Und dabei das Leben im Hafen beobachten. Mit einer Servicekraft auch nett unterhalten. In London studiert ist er jetzt doch im Tourismus gelandet. Die Krise wirft noch ihre Schatten.


Für die Chora haben wir zwei Tipps. Dort reiht sich ein Lokal an das nächste, eines schöner als das andere. Gut gegessen haben wir im Kastanis. Fava und Ziege vom feinsten!


Wer mal einen echten authentischen Ellinko (griechischen Kaffee) probieren möchte: Das Cafe Ilios ("Sonne") an einem lauschigen Platz in der Chora. Hier wird der Kaffee auf Holzkohle gekocht. Das ist die traditionelle und korrekte Methode! So bekommt er die richtige Temperatur in der richtigen Zeit. Beim Trinken dann bitte Zeit nehmen, viel Zeit. Erst den Satz absinken lassen und in kleinen Schlückchen schlürfen.


Moschoudaki Cafe in Langada. Nette junge Leute, außergewöhnlich gutes Fava und ordentlicher Choriatiki (Bauernsalat, hierzulande als griechischer Salat bekannt). Genau richtig auf einer Wanderung.


Bei Asfondilitis "To Steki tou Machera". Siehe oben bei der Wanderung. Nichts für den Abend, es sei denn man fährt, denn Wohnen kann man da nirgendwo. Keine Speisekarte, es wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Die Dame kann sehr gut kochen. Aber wenn man keine Ziege mag (womit das Essen gemeint ist, nicht die Dame), vielleicht nicht der richtige Ort.



Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte...

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